Ich fuhr einst auf einem Schiff, wo der
Kapitän einfach der Wahrheit nicht ins Auge sehen und vor lauter
Selbstmitleid verblendet stur weiterfahren wollte, anstatt das zuerst
nur sehr kleine Leck zu flicken bereit war. Ein Kapitän der an seinem
selbstzerstörerischen Kurs festhielt, weil er vor anderen nicht dumm
dastehen wollte sondern sich stets zu profilieren versuchte, wahrscheinlich um sein
Minderwertigkeitsgefühl zu kompensieren. Er wollte strahlen, er
wollte etwas Besseres sein, wollte vor seiner Vergangenheit davon
laufen, wollte zeigen das er es wert war, wie toll und erfolgreich er
sei, er wollte anerkannt werden, wollte im Licht stehen und sehnte
sich nach dem Lob das ihm immer verwehrt geblieben war. Am Ende sank
dieses Schiff und riss alle mit sich in den Tod aufgrund der
Verblendung des Kapitäns und sein falsches Denken.
Ich reiste nur als Passagier auf dem Schiff mit und bin diesem verrückten Kapitän begegnet, der nur sich, sein Ansehen und Anerkennung durch andere im Sinn hatte. Er sah nur die Erfüllung seiner Wünsche, so dass er das große Ganze und das Wichtige vollkommen aus den Augen verlor. Er lebte für die Welt da draußen, für den Status, für sein Ansehen bei Dritten, aber er lief tatsächlich immer nur vor der Wahrheit davon. Ich war nicht bereit mich weiterhin diesem unfähigen Kapitän auf Gedeih und Verderb auszuliefern, doch ich fand keinen Weg von diesem Schiff, das zum Sinken verurteilt ist. Kein Weg, egal welcher es auch sein mag führt von diesem Schiff, egal für welche Möglichkeit ich mich auch immer entschied sie führt in den Tod. Ich konnte mich nur entscheiden ob ich mit dem Schiff untergehen, ob ich mich von den Haien zerfleischen lasse, auf einem Rettungsboot über Salzwasser zu dümpeln und am Ende zu verdursten oder mir vorher das Leben zu nehmen um die Katastrophe nicht mit eigenen Augen ansehen zu müssen.
Verlassen konnte ich dieses Schiff nicht, denn es gab noch die anderen Passagiere, die mich ebnfalls auf dieser Reise begleiteten bis sie oder ich den jeweiligen Zielhafen unserer Reise erreichten. Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das Rettungsboot war zu klein um alle mitzunehmen und ein Tod durch verdursten war mit Sicherheit keine Option. Das Zerfleischen von Haien ist eine sehr üble Angelegenheit und dieses mochte ich ihnen nicht zumuten. Ich versuchte auf den Kapitän einzureden und ihn davon zu überzeugen, die notwendige Reparatur vorzunehmen. Er nahm mich und meine Bedenken ernst wie es schien, allerdings entpuppte es sich nur als Hinhaltetaktik und war lediglich dazu gedacht zu beschwichtigen. Es waren also nur hohle Worte, ohne jeglichen Wahrheitsgehalt. Am Anfang habe ich dem Kapitän noch geglaubt, wenn er sagte er habe es vergessen, denn seine Gründe klangen vollkommen schlüssig. Doch nach und nach erkannte ich, dass er mich nur belog, dass ich ihm und seinen Worten kein Vertrauen mehr schenken durfte.
Nein, stattdessen musste ich nach einem anderen Ausweg suchen, doch alle Optionen scheiterten. Es müsste schon Hilfe von oben kommen, um die Passagiere zu retten. Doch, eher würde die Hölle kalt werden, als dieses würde geschehen, hier auf dem riesigen Ozean. Wir befanden uns irgendwo in haifischverseuchten Gewässern, weit ab von Land. Seit Tagen schon hatte kein anderes Schiff unseren Weg gekreuzt. Es war also ein hoffnungsloses Unterfangen auf irgendeine Hilfe von außerhalb zu warten, denn sie würde nicht kommen oder erst dann, wenn die Gefahr weitestgehend gebannt oder das Schiff gesunken wäre.
Ich wünschte schon, ich wäre niemals an Bord dieses Schiffes mit diesem Kapitän gekommen, sondern hätte das Angebot ausgeschlagen und hätte auf ein anderes Schiff gewartet, um auf die Reise zu gehen, mit einem weniger verblendeten und zuverlässigeren Kapitän. Ich dachte über eine Meuterei nach, doch wußte ich nicht was es bringen sollte oder ob es Sinn würde machen, denn das Schiff würde sinken und mir fehlten die notwendigen Ressourcen, um dieses riesige Loch, dass mittlerweile entstanden war, zu flicken. Ich konnte zudem dieses Schiff nicht lenken, denn ich wußte nicht wo ich mich befand und welche Richtung ich würde einschlagen müssen. Ich wußte nur eines: Sollte ich wider Erwarten die Reise mit diesem Kapitän überstehen und an Land gehen können, so würde ich nie wieder einem Kapitän vertrauen und mich ihm ausliefern, sondern ihn zuvor auf Herz und Nieren prüfen.
Schiffbruch zu erleiden ist keine Schande, aber ihn wissentlich zu provozieren ist es jedoch schon. Die Trägheit des Kapitäns, sich nicht um das kleine Leck kümmern zu wollen sondern es wieder und wieder zu verschieben, brachte uns in diese Situation, nicht das Schiff. Hinzu kam noch sein Augen verschließen vor der Wahrheit, den Kopf in den Sand stecken und seine Feigheit die Wahrheit zu sagen.
Ich suchte weiter nach Lösungen und Wegen um dieses Leck zu stopfen, stieß damit aber auf die tauben Ohren eines verblendeten Kapitäns. Je mehr Lösungen ich fand, desto mehr entfachte sich seine Wut und sein Hass brannte auf. Fortan schikanierte er die anderen Passagiere und die Mannschaft oder hetzte sie gegen mich auf, was mir sehr zusetzte und dafür sorgte das ich irgendwann schwieg. Insgeheim suchte ich jedoch weiter nach Lösungen, machte mich an die Arbeit es zu reparieren. Das Problem war jedoch, jegliche meiner Reparaturversuche wurden vom Kapitän sabotiert und zunichte gemacht. Die Situation an Bord war derweil sehr angespannt und jeder fürchtete jeden Moment einen Zornesausbruch des Kapitäns auszulösen. Das Schiff würde sinken, wenn der Kapitän sich nicht endlich um das Leck kümmert und das Problem beheben täte. Ich wollte dieses Schiff verlassen, ohne das ich jemanden im Stich lassen musste. Der Kapitän, nun der interessierte mich mittlerweile nicht mehr allzu sehr. Anfänglich hatte ich Pläne ausgearbeitet wie auch er gerettet werden und sich nicht als Verlierer fühlen könnte.
Ich hatte irgendwann jedoch eingesehen, dass der Kapitän nicht gerettet werden wollte, er wollte sich nicht helfen lassen, er wollte weiterhin in seiner Lüge des alles beherrschenden und könnenden Helden verharren. Er wollte sich weiterhin einreden können, das die Wahrheit nur eine Lüge sei und nur er, er ganz allein in der Lage sei, die Lösung und Rettung zu finden. Zum Vorwurf machen konnte man es ihn nicht, denn er wusste es einfach nicht besser und sein Antrieb ist die Angst wieder zu versagen. Er wiederholte seine Vergangenheit wieder und wieder, einzig mit dem Ziel endlich einmal ein Held zu sein, endlich einmal zu strahlen und endlich gelobt zu werden. Er versuchte also nur ein Defizit aus der Vergangenheit in der Gegenwart auszugleichen.
Der Kapitän war allein aus diesem Grund keine vertrauenswürdige Person, wenn man einmal von all seinen Lügen und Geheimnissen absehen würde. Sein Geltungsdrang zerfrass ihn, er wollte ein Held sein und wusste andererseits genau, dass er dieses niemals sein würde. Sein Handwerk hat er von einem ebensolchen Kapitän erlernt, er eiferte seinem Vorbild oder seinen Ausbilder in allen Bereichen nach, nur wollte er diesen übertrumpfen, indem er im letzten Moment alle seine Passagiere würde retten. Ich weiß nicht ob es Messiasgedanken waren, aber doch wollte er einer sein. Derjenige, der alle rettete, allen half, der alle erlöste. An und für sich keine schlechte Idee, allerdings vergaß er, dass sein Ausbilder ihm gerade dieses nicht gezeigt hatte. Ihm auch nicht gezeigt hatte um Hilfe zu rufen oder sie von anderen einzufordern oder gar anzunehmen.
Der Kapitän war zum Scheitern verurteilt, denn die Wahrheit sah er als Vorwurf. Er sprach von Schuld und Unschuld, dabei ging es hier gar nicht um Schuld und Unschuld sondern um Rettung und Erlösung. Es kam überhaupt nicht darauf an, ob jemand die Schuld für das Leck trug, sondern einfach darum, es mit einem möglichst geringen Schaden zu überstehen und das Schiff wieder fahrtauglich zu machen, so dass jeder Mitreisende seinen Zielhafen, mit diesem Schiff auch erreichen würde.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", so sagt man, doch meine Hoffnung schwand mehr und mehr. Ich glaubte nicht mehr daran, dass dieser Kapitän in der Lage wäre, aus seiner selbstgezimmerten Lüge aufzuwachen, denn er war nicht gewillt aufzuwachen sondern gewillt weiterhin schlafen. Er wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Es mochte damit zusammenhängen, das die Wahrheit eine bittere Pille ist. Allerdings vergaß er dabei eines „Die Wahrheit ist eine bittere Pille, aber die einzige die wirkt!“ Ich befürchtete, er erwache erst, wenn das Boot bereits zu dreiviertel gesunken wäre und würde auch dann noch schlaftrunken und benommen zusehen, wie auch das letzte viertel versinkt. Derzeitig schien er jedenfalls zu nichts anderem fähig zu sein.
Ich war unterdessen jedoch nicht bereit mit dem sinkenden Schiff unterzugehen und würde auch meine Mitreisenden dieses Schicksal nicht ausliefern. Eine klitzekleine Möglichkeit gab es noch, das Schiff zu reparieren, ich würde dieses Chance nutzen. Sollte der Kapitän auch dieses sabotieren, so stand fest, dass das Schiff untergehen wprde. Wenn ich es wider Erwarten hinbekomme, gemeinsam mit dem Kapitän zu reparieren, dann würde ich die Reise bis zu meinem Zielhafen auf diesem Schiff verbringen. Doch es stand in beiden Fällen fest: Diesem Kapitän würde ich niemals wieder vollkommen vertrauen können sondern stets mit Argwohn und einer gehörigen Portion Misstrauen begegnen. Vielleicht würde ich aber auch zwischendurch auf ein anderes Schiff umsteigen, das von einem anderen Kapitän befehligt wurde, sobald sich mir die Gelegenheit dazu böte, diese Chance war erheblich größer.
Die Ozeane werden schließlich nicht nur von einem Kapitän und einem Schiff befahren sondern von unzähligen. Es würde schon eines für mich dabei sein, selbst wenn ich mich doch für das Rettungsboot entschied, ehe ich auf hoher See verdurste oder zu Haifischfutter geworden wäre.
Vielleicht erleiden wir auch kurz vor der Küste Schiffbruch, dann musste ich mein eigener Kapitän auf meinem eigenen Schiff werden. Auf dem Rettungsboot wäre ich auch der Kapitän meines eigenen Schiffes, allerdings nur wenn ich den Kapitän nicht mitnehmen würde. Ich mußte dazu nur den letzten Funken Mitleid zum erlöschen bringen, damit ich weitere Rettungsversuche für ihn vergessen und ihm seinem selbstgewählten Schicksal überlassen zu können. Als allzu schwer sollte es sich nicht mehr gestalten, denn ich hatte seine Lügen, Überheblichkeit, Verrat, Selbstmitleid und Trägheit so unendlich satt, ebenso die Kälte die er ausstrahlte, die mich erfrieren ließ. Mehr als nur unendlich satt, könnte ich die Zeit zurückdrehen, so würde ich mit dem Wissen von jetzt,...
....Moment einmal welches Wissen besaß ich denn gegenwärtig überhaupt? Ich musste erst einmal darüber nachdenken, was ich bislang gelernt hatte. Und je länger ich nachdachte, desto mehr kam ich zur Erkenntnis, es fiel mir wie Schuppen von den Augen:
Dieses Schiff gehörte mir bereits. Es war mein eigenes Schiff. Meines nur meines, ich war der Kapitän. Es war längst mein Schiff, wie hatte ich das nur übersehen können?
Dieses Schiff gehört mir, es ist mein eigenes, es gehörte nicht dem Kapitän, sondern mir, mir ganz alleine. Wie konnte ich nur zulassen das ein Fremder mein Schiff so zerstörerisch ins Verderben steuerte? Es war an der Zeit, fürchte ich, wieder die oberste Instanz auf meinem Schiff zu sein. Wie hatte ich mir nur so das Ruder aus der Hand nehmen lassen können, wann war das geschehen? Noch dazu von einem solchen selbstverliebten Egozentriker? Ich brauchte gar keine Meuterei anzetteln, sondern musste mir nur das nehmen was mir sowieso gehörte und den falschen Kapitän seines Postens entheben.
Vor lauter Sorge um meine Passagiere war ich so verblendet, dass ich gar nicht erkannt hatte, dass dieses mein Schiff war und der jetztige Kapitän nur der Kapitän seines eigenen Schiffes war, nur dieses sicher in den Zielhafen lenken wollte aber nicht meines und das es ihm vollkommen egal ist, was mit meinem Schiff geschieht. Auf zwei Schiffen zur selben Zeit lässt sich nicht fahren, besonders dann nicht wenn die Schiffe einen verschiedenen Kurs haben. Und ich stand gar nicht auf meinem Schiff, sondern auf zweien zur gleichen Zeit. Lediglich die Passagiere die mit uns fuhren waren gleich, lediglich hier war die Ähnlichkeit. Es war also an der Zeit das Ruder für mein Schiff in die Hand zu nehmen, das Leck zu stopfen und meine Passagiere in ihre Häfen für ihre Weiterreise zu bringen. Den Kapitän und sein Schiff konnte ich getrost vergessen, ebenso die Haie, den Tod durch verdursten ebenfalls.
Es war natürlich nicht einfach, ein Leck geschlagenes Schiff auf hoher See und nur mit begrenzten Mitteln zu reparieren, aber es war auch nicht unmöglich.
Der jetztige Kapitän meines Schiffes sollte sich gefälligst um sein eigenes Schiff kümmern, dass auch nicht mehr im besten Zustand war. Es war allein seine Sache ob er es reparieren oder unbeirrbar auf seinem Kurs der Zerstörung bleiben würde, es war nicht meine Aufgabe oder Pflicht ihn dazu zu zwingen. Er war für sein Schiff selbstverantwortlich, ebenso wie ich es für das meinige.
Ich wusste nur, dass ich meine Verantwortung übernehmen, alle Maschinen stoppen und zuerst die Reparatur vornehmen werde müssen, ehe ich weiterfahren könnte, denn dieses war ich meinen Passagieren schuldig. Ich hatte ihnen eine sichere Fahrt zu ihren Häfen versprochen und meine Versprechen hielt ich auch, komme was da wolle. Auch wenn sich ihre Ankunft durch diese Maßnahme verzögern mochte. Und der Kapitän? Der konnte meinetwegen mit seinem Schiff weiterfahren, es sinken und Schiffbruch erleiden lassen. Ich war dazu noch nicht bereit, sondern würde mich an die schwierige Aufgabe machen, koste es mich was es wolle. Eine Reparatur oder ein Kurswechsel waren nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang oder die Fortsetzung einer Reise.
Ich sagte mir: "Ich bin der Kapitän dieses Schiffes, trage die alleinige und volle Verantwortung für dieses und all seiner Passagiere. Ich stehe nicht unter dem Befehl eines anderen, sondern befehlige mein eigenes Schiff." Es wirkte. Ein Passagier erzählte mir, im nächsten Hafen stünde sein eigenes Schiff und wäre zur Abfahrt bereit sobald er bereit wäre, sein Schiff zu übernehmen und die anderen nickten bestätigend dazu, auch auf sie warteten ihre Schiffe darauf von ihnen übernommen zu werden.
Wir alle sind also die Kapitäne unserer eigenen Schiffe, niemand befehligt uns sondern wir befehligen unsere Schiffe und zwar nur unsere. Wir steuern sie durch Sonne und Regen, Eis und Schnee, Sturm und Wind, Kälte und Hitze bis wir unseren Zielhafen erreichen. Wir entscheiden zu jedem Augenblick der Reise, wann eine Reparatur oder eine Kurskorrektur notwendig ist. Nur wir selbst sind verantwortlich für unsere Schiffe und sonst niemand. Also jagen wir doch die falschen Kapitäne von unseren Schiffen, übernehmen wieder selbst das Steuer, um dann in Richtung Sonnenaufgang in ein neues Morgen hinein zu fahren bis wir unseren jeweiligen Hafen erreichen.
Unsere Schiffe tragen alle und überall auf dieser Welt den gleichen Namen nämlich "LEBEN" und jeder Kapitän auf dem Schiffen heißt "Ich" und jeder schippert durch das Meer mit dem Namen "Gesellschaft" und der Auftrag lautet: An den eigenen Kurs festhalten und das Schiff unbeirrbar in den eigenen Zielhafen zu bringen.
Erst dann darf man einem anderen das Steuer überlassen, aber nicht schon während der Fahrt.
Dazu braucht es gar nicht viel sondern Glauben, Mut, Entschlossenheit, Phantasie, Kreativität, Zuversicht, Nachsicht, Hoffnung und Liebe für das eigene Schiff und an den Kapitän der es befehligt.
AHOI ihr Piraten, Passagiere, Binnenschiffer und Landratten – Mast und Schrotbruch.
Ich reiste nur als Passagier auf dem Schiff mit und bin diesem verrückten Kapitän begegnet, der nur sich, sein Ansehen und Anerkennung durch andere im Sinn hatte. Er sah nur die Erfüllung seiner Wünsche, so dass er das große Ganze und das Wichtige vollkommen aus den Augen verlor. Er lebte für die Welt da draußen, für den Status, für sein Ansehen bei Dritten, aber er lief tatsächlich immer nur vor der Wahrheit davon. Ich war nicht bereit mich weiterhin diesem unfähigen Kapitän auf Gedeih und Verderb auszuliefern, doch ich fand keinen Weg von diesem Schiff, das zum Sinken verurteilt ist. Kein Weg, egal welcher es auch sein mag führt von diesem Schiff, egal für welche Möglichkeit ich mich auch immer entschied sie führt in den Tod. Ich konnte mich nur entscheiden ob ich mit dem Schiff untergehen, ob ich mich von den Haien zerfleischen lasse, auf einem Rettungsboot über Salzwasser zu dümpeln und am Ende zu verdursten oder mir vorher das Leben zu nehmen um die Katastrophe nicht mit eigenen Augen ansehen zu müssen.
Verlassen konnte ich dieses Schiff nicht, denn es gab noch die anderen Passagiere, die mich ebnfalls auf dieser Reise begleiteten bis sie oder ich den jeweiligen Zielhafen unserer Reise erreichten. Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Das Rettungsboot war zu klein um alle mitzunehmen und ein Tod durch verdursten war mit Sicherheit keine Option. Das Zerfleischen von Haien ist eine sehr üble Angelegenheit und dieses mochte ich ihnen nicht zumuten. Ich versuchte auf den Kapitän einzureden und ihn davon zu überzeugen, die notwendige Reparatur vorzunehmen. Er nahm mich und meine Bedenken ernst wie es schien, allerdings entpuppte es sich nur als Hinhaltetaktik und war lediglich dazu gedacht zu beschwichtigen. Es waren also nur hohle Worte, ohne jeglichen Wahrheitsgehalt. Am Anfang habe ich dem Kapitän noch geglaubt, wenn er sagte er habe es vergessen, denn seine Gründe klangen vollkommen schlüssig. Doch nach und nach erkannte ich, dass er mich nur belog, dass ich ihm und seinen Worten kein Vertrauen mehr schenken durfte.
Nein, stattdessen musste ich nach einem anderen Ausweg suchen, doch alle Optionen scheiterten. Es müsste schon Hilfe von oben kommen, um die Passagiere zu retten. Doch, eher würde die Hölle kalt werden, als dieses würde geschehen, hier auf dem riesigen Ozean. Wir befanden uns irgendwo in haifischverseuchten Gewässern, weit ab von Land. Seit Tagen schon hatte kein anderes Schiff unseren Weg gekreuzt. Es war also ein hoffnungsloses Unterfangen auf irgendeine Hilfe von außerhalb zu warten, denn sie würde nicht kommen oder erst dann, wenn die Gefahr weitestgehend gebannt oder das Schiff gesunken wäre.
Ich wünschte schon, ich wäre niemals an Bord dieses Schiffes mit diesem Kapitän gekommen, sondern hätte das Angebot ausgeschlagen und hätte auf ein anderes Schiff gewartet, um auf die Reise zu gehen, mit einem weniger verblendeten und zuverlässigeren Kapitän. Ich dachte über eine Meuterei nach, doch wußte ich nicht was es bringen sollte oder ob es Sinn würde machen, denn das Schiff würde sinken und mir fehlten die notwendigen Ressourcen, um dieses riesige Loch, dass mittlerweile entstanden war, zu flicken. Ich konnte zudem dieses Schiff nicht lenken, denn ich wußte nicht wo ich mich befand und welche Richtung ich würde einschlagen müssen. Ich wußte nur eines: Sollte ich wider Erwarten die Reise mit diesem Kapitän überstehen und an Land gehen können, so würde ich nie wieder einem Kapitän vertrauen und mich ihm ausliefern, sondern ihn zuvor auf Herz und Nieren prüfen.
Schiffbruch zu erleiden ist keine Schande, aber ihn wissentlich zu provozieren ist es jedoch schon. Die Trägheit des Kapitäns, sich nicht um das kleine Leck kümmern zu wollen sondern es wieder und wieder zu verschieben, brachte uns in diese Situation, nicht das Schiff. Hinzu kam noch sein Augen verschließen vor der Wahrheit, den Kopf in den Sand stecken und seine Feigheit die Wahrheit zu sagen.
Ich suchte weiter nach Lösungen und Wegen um dieses Leck zu stopfen, stieß damit aber auf die tauben Ohren eines verblendeten Kapitäns. Je mehr Lösungen ich fand, desto mehr entfachte sich seine Wut und sein Hass brannte auf. Fortan schikanierte er die anderen Passagiere und die Mannschaft oder hetzte sie gegen mich auf, was mir sehr zusetzte und dafür sorgte das ich irgendwann schwieg. Insgeheim suchte ich jedoch weiter nach Lösungen, machte mich an die Arbeit es zu reparieren. Das Problem war jedoch, jegliche meiner Reparaturversuche wurden vom Kapitän sabotiert und zunichte gemacht. Die Situation an Bord war derweil sehr angespannt und jeder fürchtete jeden Moment einen Zornesausbruch des Kapitäns auszulösen. Das Schiff würde sinken, wenn der Kapitän sich nicht endlich um das Leck kümmert und das Problem beheben täte. Ich wollte dieses Schiff verlassen, ohne das ich jemanden im Stich lassen musste. Der Kapitän, nun der interessierte mich mittlerweile nicht mehr allzu sehr. Anfänglich hatte ich Pläne ausgearbeitet wie auch er gerettet werden und sich nicht als Verlierer fühlen könnte.
Ich hatte irgendwann jedoch eingesehen, dass der Kapitän nicht gerettet werden wollte, er wollte sich nicht helfen lassen, er wollte weiterhin in seiner Lüge des alles beherrschenden und könnenden Helden verharren. Er wollte sich weiterhin einreden können, das die Wahrheit nur eine Lüge sei und nur er, er ganz allein in der Lage sei, die Lösung und Rettung zu finden. Zum Vorwurf machen konnte man es ihn nicht, denn er wusste es einfach nicht besser und sein Antrieb ist die Angst wieder zu versagen. Er wiederholte seine Vergangenheit wieder und wieder, einzig mit dem Ziel endlich einmal ein Held zu sein, endlich einmal zu strahlen und endlich gelobt zu werden. Er versuchte also nur ein Defizit aus der Vergangenheit in der Gegenwart auszugleichen.
Der Kapitän war allein aus diesem Grund keine vertrauenswürdige Person, wenn man einmal von all seinen Lügen und Geheimnissen absehen würde. Sein Geltungsdrang zerfrass ihn, er wollte ein Held sein und wusste andererseits genau, dass er dieses niemals sein würde. Sein Handwerk hat er von einem ebensolchen Kapitän erlernt, er eiferte seinem Vorbild oder seinen Ausbilder in allen Bereichen nach, nur wollte er diesen übertrumpfen, indem er im letzten Moment alle seine Passagiere würde retten. Ich weiß nicht ob es Messiasgedanken waren, aber doch wollte er einer sein. Derjenige, der alle rettete, allen half, der alle erlöste. An und für sich keine schlechte Idee, allerdings vergaß er, dass sein Ausbilder ihm gerade dieses nicht gezeigt hatte. Ihm auch nicht gezeigt hatte um Hilfe zu rufen oder sie von anderen einzufordern oder gar anzunehmen.
Der Kapitän war zum Scheitern verurteilt, denn die Wahrheit sah er als Vorwurf. Er sprach von Schuld und Unschuld, dabei ging es hier gar nicht um Schuld und Unschuld sondern um Rettung und Erlösung. Es kam überhaupt nicht darauf an, ob jemand die Schuld für das Leck trug, sondern einfach darum, es mit einem möglichst geringen Schaden zu überstehen und das Schiff wieder fahrtauglich zu machen, so dass jeder Mitreisende seinen Zielhafen, mit diesem Schiff auch erreichen würde.
"Die Hoffnung stirbt zuletzt", so sagt man, doch meine Hoffnung schwand mehr und mehr. Ich glaubte nicht mehr daran, dass dieser Kapitän in der Lage wäre, aus seiner selbstgezimmerten Lüge aufzuwachen, denn er war nicht gewillt aufzuwachen sondern gewillt weiterhin schlafen. Er wollte die Wahrheit nicht akzeptieren. Es mochte damit zusammenhängen, das die Wahrheit eine bittere Pille ist. Allerdings vergaß er dabei eines „Die Wahrheit ist eine bittere Pille, aber die einzige die wirkt!“ Ich befürchtete, er erwache erst, wenn das Boot bereits zu dreiviertel gesunken wäre und würde auch dann noch schlaftrunken und benommen zusehen, wie auch das letzte viertel versinkt. Derzeitig schien er jedenfalls zu nichts anderem fähig zu sein.
Ich war unterdessen jedoch nicht bereit mit dem sinkenden Schiff unterzugehen und würde auch meine Mitreisenden dieses Schicksal nicht ausliefern. Eine klitzekleine Möglichkeit gab es noch, das Schiff zu reparieren, ich würde dieses Chance nutzen. Sollte der Kapitän auch dieses sabotieren, so stand fest, dass das Schiff untergehen wprde. Wenn ich es wider Erwarten hinbekomme, gemeinsam mit dem Kapitän zu reparieren, dann würde ich die Reise bis zu meinem Zielhafen auf diesem Schiff verbringen. Doch es stand in beiden Fällen fest: Diesem Kapitän würde ich niemals wieder vollkommen vertrauen können sondern stets mit Argwohn und einer gehörigen Portion Misstrauen begegnen. Vielleicht würde ich aber auch zwischendurch auf ein anderes Schiff umsteigen, das von einem anderen Kapitän befehligt wurde, sobald sich mir die Gelegenheit dazu böte, diese Chance war erheblich größer.
Die Ozeane werden schließlich nicht nur von einem Kapitän und einem Schiff befahren sondern von unzähligen. Es würde schon eines für mich dabei sein, selbst wenn ich mich doch für das Rettungsboot entschied, ehe ich auf hoher See verdurste oder zu Haifischfutter geworden wäre.
Vielleicht erleiden wir auch kurz vor der Küste Schiffbruch, dann musste ich mein eigener Kapitän auf meinem eigenen Schiff werden. Auf dem Rettungsboot wäre ich auch der Kapitän meines eigenen Schiffes, allerdings nur wenn ich den Kapitän nicht mitnehmen würde. Ich mußte dazu nur den letzten Funken Mitleid zum erlöschen bringen, damit ich weitere Rettungsversuche für ihn vergessen und ihm seinem selbstgewählten Schicksal überlassen zu können. Als allzu schwer sollte es sich nicht mehr gestalten, denn ich hatte seine Lügen, Überheblichkeit, Verrat, Selbstmitleid und Trägheit so unendlich satt, ebenso die Kälte die er ausstrahlte, die mich erfrieren ließ. Mehr als nur unendlich satt, könnte ich die Zeit zurückdrehen, so würde ich mit dem Wissen von jetzt,...
....Moment einmal welches Wissen besaß ich denn gegenwärtig überhaupt? Ich musste erst einmal darüber nachdenken, was ich bislang gelernt hatte. Und je länger ich nachdachte, desto mehr kam ich zur Erkenntnis, es fiel mir wie Schuppen von den Augen:
Dieses Schiff gehörte mir bereits. Es war mein eigenes Schiff. Meines nur meines, ich war der Kapitän. Es war längst mein Schiff, wie hatte ich das nur übersehen können?
Dieses Schiff gehört mir, es ist mein eigenes, es gehörte nicht dem Kapitän, sondern mir, mir ganz alleine. Wie konnte ich nur zulassen das ein Fremder mein Schiff so zerstörerisch ins Verderben steuerte? Es war an der Zeit, fürchte ich, wieder die oberste Instanz auf meinem Schiff zu sein. Wie hatte ich mir nur so das Ruder aus der Hand nehmen lassen können, wann war das geschehen? Noch dazu von einem solchen selbstverliebten Egozentriker? Ich brauchte gar keine Meuterei anzetteln, sondern musste mir nur das nehmen was mir sowieso gehörte und den falschen Kapitän seines Postens entheben.
Vor lauter Sorge um meine Passagiere war ich so verblendet, dass ich gar nicht erkannt hatte, dass dieses mein Schiff war und der jetztige Kapitän nur der Kapitän seines eigenen Schiffes war, nur dieses sicher in den Zielhafen lenken wollte aber nicht meines und das es ihm vollkommen egal ist, was mit meinem Schiff geschieht. Auf zwei Schiffen zur selben Zeit lässt sich nicht fahren, besonders dann nicht wenn die Schiffe einen verschiedenen Kurs haben. Und ich stand gar nicht auf meinem Schiff, sondern auf zweien zur gleichen Zeit. Lediglich die Passagiere die mit uns fuhren waren gleich, lediglich hier war die Ähnlichkeit. Es war also an der Zeit das Ruder für mein Schiff in die Hand zu nehmen, das Leck zu stopfen und meine Passagiere in ihre Häfen für ihre Weiterreise zu bringen. Den Kapitän und sein Schiff konnte ich getrost vergessen, ebenso die Haie, den Tod durch verdursten ebenfalls.
Es war natürlich nicht einfach, ein Leck geschlagenes Schiff auf hoher See und nur mit begrenzten Mitteln zu reparieren, aber es war auch nicht unmöglich.
Der jetztige Kapitän meines Schiffes sollte sich gefälligst um sein eigenes Schiff kümmern, dass auch nicht mehr im besten Zustand war. Es war allein seine Sache ob er es reparieren oder unbeirrbar auf seinem Kurs der Zerstörung bleiben würde, es war nicht meine Aufgabe oder Pflicht ihn dazu zu zwingen. Er war für sein Schiff selbstverantwortlich, ebenso wie ich es für das meinige.
Ich wusste nur, dass ich meine Verantwortung übernehmen, alle Maschinen stoppen und zuerst die Reparatur vornehmen werde müssen, ehe ich weiterfahren könnte, denn dieses war ich meinen Passagieren schuldig. Ich hatte ihnen eine sichere Fahrt zu ihren Häfen versprochen und meine Versprechen hielt ich auch, komme was da wolle. Auch wenn sich ihre Ankunft durch diese Maßnahme verzögern mochte. Und der Kapitän? Der konnte meinetwegen mit seinem Schiff weiterfahren, es sinken und Schiffbruch erleiden lassen. Ich war dazu noch nicht bereit, sondern würde mich an die schwierige Aufgabe machen, koste es mich was es wolle. Eine Reparatur oder ein Kurswechsel waren nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang oder die Fortsetzung einer Reise.
Ich sagte mir: "Ich bin der Kapitän dieses Schiffes, trage die alleinige und volle Verantwortung für dieses und all seiner Passagiere. Ich stehe nicht unter dem Befehl eines anderen, sondern befehlige mein eigenes Schiff." Es wirkte. Ein Passagier erzählte mir, im nächsten Hafen stünde sein eigenes Schiff und wäre zur Abfahrt bereit sobald er bereit wäre, sein Schiff zu übernehmen und die anderen nickten bestätigend dazu, auch auf sie warteten ihre Schiffe darauf von ihnen übernommen zu werden.
Wir alle sind also die Kapitäne unserer eigenen Schiffe, niemand befehligt uns sondern wir befehligen unsere Schiffe und zwar nur unsere. Wir steuern sie durch Sonne und Regen, Eis und Schnee, Sturm und Wind, Kälte und Hitze bis wir unseren Zielhafen erreichen. Wir entscheiden zu jedem Augenblick der Reise, wann eine Reparatur oder eine Kurskorrektur notwendig ist. Nur wir selbst sind verantwortlich für unsere Schiffe und sonst niemand. Also jagen wir doch die falschen Kapitäne von unseren Schiffen, übernehmen wieder selbst das Steuer, um dann in Richtung Sonnenaufgang in ein neues Morgen hinein zu fahren bis wir unseren jeweiligen Hafen erreichen.
Unsere Schiffe tragen alle und überall auf dieser Welt den gleichen Namen nämlich "LEBEN" und jeder Kapitän auf dem Schiffen heißt "Ich" und jeder schippert durch das Meer mit dem Namen "Gesellschaft" und der Auftrag lautet: An den eigenen Kurs festhalten und das Schiff unbeirrbar in den eigenen Zielhafen zu bringen.
Erst dann darf man einem anderen das Steuer überlassen, aber nicht schon während der Fahrt.
Dazu braucht es gar nicht viel sondern Glauben, Mut, Entschlossenheit, Phantasie, Kreativität, Zuversicht, Nachsicht, Hoffnung und Liebe für das eigene Schiff und an den Kapitän der es befehligt.
AHOI ihr Piraten, Passagiere, Binnenschiffer und Landratten – Mast und Schrotbruch.
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